Hallo, Ihr Lieben!
Ich bin erstmal ganz begeistert, dass ich dieses Forum gefunden habe, denn ich habe mir vorher in einem anderen Forum die Hände wund getippt, aber da war nicht besonders viel los. Ich hoffe nur, dass ich mich hier auch häufig genug einbringen kann, denn ich bin nicht unbedingt die Schnellste im Tippen und ich bin ein doch eher gehätzter Typ. Mein Pensum setze ich mir stets recht hoch, das liegt wohl daran, dass mein Mann (jetzt habe ich es endlich auch eingesehen) ein Messie ist, andererseits aber auch ich nicht die gesündeste Lebensart in Bezug auf Ordung habe.
Erstmal will ich mich vorstellen: Ich bin 26 Jahre alt und beginne jetzt zum Wintersemester mein Studium, was ich eigentlich schon vor 2 Jahren aufnehmen wollte. Ich habe 2 Töchter, eine ist 5 J. und eine ist 10J. alt. Ich bin seit 6 Jahren verheiratet, mein Mann ist Beamter am Gericht und wir leben in einem sehr großen Haus in einer schönen kleinen Stadt. Ich arbeite nebenbei nachts seit 7 Monaten um mir Geld für mein Studium zu verdienen und die Wünsche der Mädels zu bezahlen (Reiten, Ballett, Trampolin etc.). Dazu muss ich aber sagen, dass es auch therapeutisch wichtig für meine große ist, denn sie hat diverse Handycaps körperlich (schwere Legasthenie, motorische Probleme...) neben getesteter Hochbegabung, also Förderung sowie Ausgleich ist absolut Notwendig. Die Probleme meiner Tochter, sowie Geldmangel nach ca. 15.000 Euro, die wir in Heilpraktiker, Förderung und diverse Testungen stecken mussten und die völlige Überforderung gegen das alltägliche Chaos anzukommen waren bisher der Grund, warum ich mein Studium nicht angetreten habe.
Als ich aber angefangen habe zu arbeiten, hat mir das so gut getan (jetzt merke ich, dass ich in einem ganz schönen Loch steckte) und ich habe mir deshalb ungeachtet der häuslichen Situation vorgenommen, endlich meine Pläne in die Tat umzusetzen und zu studieren. Oft kommt aber doch Angst auf, dass ich das Pensum nicht schaffe. Arbeiten muss ich weiterhin, obwohl ich mich doch erstmal für ein Fernstudium entchieden habe, denn die laufenden Kosten trage ich allein, für die Bedürfnisse der Kinder.
So, nun zu der eigentlichen Situation: Ich war mir bis vor kurzem nicht sicher, ob ich das recht habe, meinen Mann als Messie "abzustempeln", doch wenn der Vater von Elmar (Bilder) ein Messie ist, dann ist mein Mann schon ein ganz großer Extremfall. Danke Elmar, für die Bilder, sie haben mir wirklich geholfen. Unser Keller ist komplett voll, mein Mann sammelt zwar keine Zeitschriften, aber alles, alles andere. Und wenn es die kaputte Porzellanouppe ist, die er wieder aus dem Müll holt, der er die Arme und Beine abtrennt, die kann man noch gebrauchen und die Augen, die kann man noch zum Basteln verwenden und das Innenfutter... Die Frechheit von mir, in so einem Fall dann nicht mitzudenken und der (wohlgemerkt gefundenen!!!) Puppe nicht das Kleid vorher auszuziehen und in die Waschmaschine zu stecken, lässt ihn dann 3 Tage sauer auf mich sein. Ich hoffe, man hat verstanden, wie der Fall liegt. Mein größtes Problem ist, dass ich immer versuche, das Chaos aus dem frei zugänglichen Wohnraum fernzuhalten, so dass Küche und Wohnzimmer, Gästetoillette und Eingangsraum, sowie Flure noch chaosfrei bleiben. Dann hätte mein Mann noch 3 Weitere Zimmer zur freien Verfügung von ca. 50 qm und den Flur im 1.Geschoss plus 2 Garagen (Fahrräder stehen im Garten und vor 2 Jahren gekauftes Auto hat die Garage noch nie gesehen!) plus Dachboden plus Keller. Aber selbst das kostet alle meine Kraft, neben allem anderen.Ich arbeite ja ca 33 Std die Woche, wenn Zeit wäre, sich mal auszuruhen und andere schlafen. Ich habe nie Wochenende oder Feiertage oder Ferien. Nie 2 Tage am Stück frei. Neben der Putzerei, die im alltäglichen anfällt, verbringe ich viel Zeit damit, den ganzen Krams (ist ja nur für mich Müll, das weiß ich ja) wieder aus dem Wohnraum in seine Zimmer zurück zu bringen. Das kostet mich aber wahnsinnig viel Kraft. Ständig kreisen meine Gedanken darum, wie lange ich das noch schaffe. Denn wir sind schon an dem Punkt, wo mein Mann stets die Schuld bei mir sucht und meint wir hätten Chaos, weil ich nicht genug aufräume. Samstag habe ich Fenster geputzt (nach 3,5 Monaten!, da habe ich mich schon geschämt). Als ich mit meinem Mann nach draußen ging und später laut dachte. "Mensch, sehen die Fenster schön aus, das macht mich richtig glücklich." kommt von ihm nur: "Sag mal, manchmal denke ich, du willst mich komplett verarschen! Wenn man nach 4 Jahren wie in meinem Gebetszimmer (so nennt er seinen Lieblingsraum), nicht mal mehr durchgucken kann, dann kann man ja mal auf die Idee kommen, mal Fenster zu putzen, aber das Heute war jawohl dein Privatvergnügen und völlig schwachsinnig." So weit voneinander entfernt sind unsere Welten und ich glaube schon, auch wenn es mir nicht immer so leicht fällt, dass ich ihn in großem Maße so lasse, wie er ist, kann er meine Welt überhaupt nicht tolerieren. Er greift immer nur an und verurteilt alles an mir, wie z.B. dass ich alle Dinde auf meinem Teller getrennt esse, während er sich auf jede Gabel von allem etwas mixt. Erst vor kurzen (seit 8 Jahren höre ich diesen Kommentar ca. 3x wöchentlich) bin ich mal auf die Idee gekommen ihn zu fragen, warum er eigentlich meint, mich deshalb noch immer kritisieren zu müssen, ich käme doch auch nicht auf die Idee, zu kritisieren, auf welche Art er esse. "Weil so wie Du kein normaler Mensch isst, Punkt aus und vorbei!" war seine Antwort.
Ich frage mich so oft, was wohl zu dem geführt hat, wie er heute ist. Ich versuche mein bestes, diese Regeln zu beachten, damit ich ihn nicht noch weiter hineindränge. Andererseits mache ich mich kaputt. Ostern bin ich ins Krankenhaus eingeliefert worden (weils mir so schlecht ging ist mein Mann allein mit den Kindern zum Zelten gefahren, er hat es nicht so ernst genommen) und ich habe meine Nachbarn gefragt, ob si mich zum Notdienst bringen könnten. Der hat mich sofort ins KH gebracht. Die Ärztin sagte, es hätte sein können, dass die Kinder keine Mutter mehr gehabt hätten, denn ich hatte 3 Tage zuvor nicht den Notarzt rufen lassen, als ich nachts von meiner Ohnmacht immer mal wieder auf dem Flurboden erwacht war. Ich hatte Darmverschluss und daraufhin eine Darmlähmung und wäre fast gestorben. Aber ich wollte nicht, dass jemand unseren Innerraum sieht, geschweige denn meinen betrunkenen Mann. Denn außer seiner Sammelsucht, hat er auch andere Dinge, bei denen er allzu oft das Maß nicht mehr wahren kann. Das war die Situation, die mich eigentlich gelähmt hat und mein Darm hat mir nur wieder gezeigt, dass es nicht mehr weiter geht. Ich bin auch schon vor 3 Jahren an den Bandscheiben operiert worden, habe so lange gewartet, bis auch die x-te Meinung lautete: Sie sitzen bald im Rollstuhl, wenn sie sich nicht operieren lassen! Auch da kam ich nicht mehr vorwärts. Aber geändert hat sich nichts.
Oft frage ich mich wie viel ich noch tragen kann. Wie lange ich noch schaffe, nach außen zumindestens noch halbwegs normal auszusehen. Ich kann aber auch nicht einfach weglaufen, denn das löst ja nichts. Ich weiß ja auch, dass es nicht sein Problem allein ist, auch ich trage meinen Teil dazu bei. Auch ich habe kein gesundes Verhältnis zum Aufräumen, hatte ich ja anfangs bereits geschrieben. Ich kann gut sammeln, aber auch super irgendwann alles wegschmeißen. Angst etwas zu verlieren oder später nochmal zu brauchen, habe ich nie. Ich bin nur auch ein wenig perfektionistisch, hätte immer gerne alles schön, wobei ich durchaus weiß, dass ich das niemals meinen Wünschen entsprechend hinbekommen würde, das kann ich mir jedoch auch gut verzeihen. Aber ich kenne es zu gut: Entweder mache ich es perfekt oder jetzt nicht, erst wenn ich die Zeit habe es ordentlich zu tun, lohnt es sich. Aber dann kommt 2 mal die woche meine Krise, weil die Kinder oder ich Besuch bekommen und dann verausgabe ich mich total und bin wieder 2 Tage kaum im Stande die 2 Stunden aufzuwänden, die es täglich erfordert, nur allgemeinen Grund drin zu behalten. Außerdem habe ich ein Zeitproblem, oder vielmehr Organisationsproblem, ich will immer mehr schaffen, als in der Zeit schaffen kann. Freunde, die ich zum Essen einlade, stehen schon in der Tür und ich bin noch ungeduscht im Jogginganzug und der Boden ist noch nass vom Wischen. Aber dann bin ich immerhin so weit, dass ich in solch einem Fall Lachen kann und stolz bin, weil ich doch immerhin das 5- Gänge- Menü schon fertig habe 8).
Auch ich muss an dieser Ehe etwas lernen und daran wachsen, solange gebe ich nicht auf. Weglaufen wäre so einfach, das würde erstmal alles lösen, aber ich bin der Überzeugung ich würde mich irgendwie irgendwann wieder vor diese Lektion stellen, immer wieder, bis ich sie gelernt habe, auch wenn noch so viele Kreise drehen müsste. Ich frage mich nur, warum ich nur lerne, wenn ich wirklich schon am Boden liege
Meine Güte, ich werde mich geehrt fühlen, wenn jemand von Euch bis hierher durchgehalten und zu Ende gelesen hat. Für diesen Fall: Danke für Deine Zeit und Aufmerksamkeit. Das weiß ich zu schätzen! Ich werde es einfach hier beenden, das war ja längst mehr als genug, denn auch hier bin ich mal wieder nicht schlau und tippe an meinem einzigen freien Tag meine ganze Seele hier auf den Bildschirm. Aber es hat gut getan, danke, dass es so etwas gibt.
Tatjana